Kinderarmut in Deutschland – Übersicht und aktuelle Fakten
Wie wird Kinderarmut definiert?
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In Deutschland wird meist die relative Einkommensarmut zugrunde gelegt: Ein Kind gilt als armutsgefährdet, wenn das Haushaltsnettoeinkommen weniger als 60% des mittleren Einkommens (Median) aller Haushalte beträgt.
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Für Alleinstehende lag die Schwelle 2023 bei 1.314 Euro, für eine vierköpfige Familie mit Kindern unter 14 Jahren bei rund 2.759 Euro netto im Monat.
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Alternativ gilt als arm, wer auf staatliche Grundsicherung nach SGB II (vgl. Bürgergeld) angewiesen ist.
Wie viele Kinder sind betroffen?
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Im Jahr 2023 waren laut Statistischem Bundesamt knapp 2,1 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren armutsgefährdet – das sind etwa 14% aller Kinder in Deutschland. Andere Stellen und Studien sprechen von bis zu 2,9 bis 3 Millionen betroffenen Kindern; die Differenz liegt an unterschiedlichen Messmethoden und Definitionen.
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Die Quote schwankt je nach Jahr und Datenquelle zwischen 14% und 21%.
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Besonders häufig betroffen sind Kinder in Alleinerziehenden-Haushalten sowie in Familien mit drei und mehr Kindern.
In welchem Alter sind Kinder besonders betroffen?
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Alle Altersgruppen unter 18 Jahren sind betroffen. Besonders hoch ist das Armutsrisiko laut Studien für Kinder und Jugendliche (Unter-18-Jährige) mit 20,8%, während junge Erwachsene (18 bis 25 Jahre) mit 25,5% das höchste Armutsrisiko aller Altersgruppen aufweisen.
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Kinder unter 15 Jahren in Mehrkindfamilien und Kinder von Alleinerziehenden sind überproportional betroffen.
Welche sozialen Bereiche betrifft Kinderarmut?
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Wohnen: Viele betroffene Kinder leben in beengten oder schlechten Wohnverhältnissen, oft mit wenig Platz für Privatsphäre oder zum Lernen.
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Ernährung: Für gesunde, ausgewogene Ernährung fehlt häufig das Geld, was zu Mangelernährung führen kann.
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Bildung: Kinderarmut beschränkt Teilhabe an Bildung und Freizeit, da Ausflüge, Hobbys, Klassenfahrten und Lernmaterial oft nicht finanziert werden können.
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Gesundheit: Einschränkungen bei ärztlicher Vorsorge und Sport, sowie psychische Belastungen durch Ausgrenzung und Scham sind häufig.
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Der Zugang zu gesellschaftlicher Teilhabe insgesamt ist eingeschränkt, was lebenslange Folgen haben kann.
Internationaler Vergleich: Wo steht Deutschland?
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Im internationalen Vergleich liegt Deutschland im Mittelfeld bis oberen Drittel. Die Armutsgefährdungsquote für Kinder lag jüngst zwischen ca. 11% und 15,5% (je nach Quelle und Jahr).
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Länder wie Dänemark, Slowenien und Finnland haben deutlich niedrigere Quoten (um die 10%), während Länder wie Spanien, Rumänien und die Türkei höhere Quoten aufweisen (bis zu 33%).
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Deutschland belegt nach UNICEF-Auswertungen etwa Platz 10 bis 11 von über 20 untersuchten Industriestaaten und kann damit als „mittelmäßig“ bewertet werden.
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Die soziale Durchlässigkeit ist problematisch, da viele armutserfahrene Kinder als Erwachsene ebenfalls in Armut verbleiben.
Fazit
Kinderarmut bleibt in Deutschland trotz des hohen Wohlstands eine große und bislang ungelöste gesellschaftliche Herausforderung. Die Folgen betreffen grundlegende Lebensbereiche wie Wohnen, Ernährung, Bildung, Gesundheit und soziale Teilhabe. Während die Lage vieler Kinder im internationalen Vergleich weder besonders schlecht noch führend ist, stagnieren die Quoten seit Jahren auf relativ hohem Niveau. Besondere Risikogruppen sind Alleinerziehenden- und Mehrkindfamilien. Die Definition von Kinderarmut in Deutschland stützt sich auf das Haushaltseinkommen (unter 60% des Medians) sowie auf den Bezug staatlicher Leistungen
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